Papiermühle in Wickrath

... ganz aus dem Gedächtnis entschwunden!

Die Papiermühle Wickrath stand am Flutgraben der Niers, am Neukircher Weg 10, im Mönchengladbacher Stadtteil Wickrath. Oberhalb befand sich die Schlossmühle, unterhalb die Wetscheweller Mühle. 

Nur die Niers in ihrem alten, nicht begradigten Flussbett war in der Lage über Jahrhunderte zahlreiche Mühlen mit der nötigen Wassermenge zu versorgen.
 

Der Flutgraben beginnt im Schlosspark und läuft bis an die Autobahnunterführung.

Kaum jemand hat heute noch eine Vorstellung wie das Bruchgelände in Wickrath vor dem Bau der Autobahn in der ersten Hälfte der 1970er Jahre ausgesehen hat. Leider findet man darüber keine Dokumentation. Sicher hätte man eine bessere Vorstellung darüber, wie die Papiermühle in ihrer Zeit funktionieren konnte. Aus der Erinnerung des Autors hatte der Flutgraben einen längeren Verlauf bis dicht an die Mühle. Vor dem Aushub für den Damm der Autobahn gab es Bedenken einiger Bürger, die wertvolle Flora und Fauna des Bruchgebietes betreffend, das behinderte den Bau der Autobahn nicht im geringsten. Heute hat Wickrath ein zusätzliches Gewässer, sogar mit einer Insel.

Geschichte
Im Jahre 1708 erbauten die Herren von Wickrath südöstlich vom Schloss eine Papiermühle. Dazu wurde der Flutgraben, der das Wickrather Bruch entwässerte, mit der Niers über eine Schleuse verbunden. Die oberschlächtig betriebene Mühle war mit einem Kollergang und zwei Bütten ausgestattet. Im Jahre 1747 brannte die Mühle ab, war jedoch ein Jahr später wieder betriebsbereit. 1842 wurde die Mühle in eine Ölmühle umgewandelt. Im Jahre 1867 war auch diese Zeit vorbei.

Papiermühlen waren Stampfmühlen, dabei wurde ein Arbeitsprinzip verwirklicht, das sich aus dem Handmörser entwickelt hatte. Eine durch das Wasserrad angetriebene "Daumenwelle" hob bei jeder Umdrehung nacheinander eine Reihe von hölzernen Stampfen an, die dann im freien Fall in die Löcher des "Stampfblockes" zurückfielen, in denen sich das zu bearbeitende Gut befand. Angewandt wurde diese Technik bei den älteren Walk-, Loh-, Öl- und Papiermühlen.

Wie die Papierherstellung nach Europa kam
Über arabische Händler gelangte im 13. Jahrhundert Papier nach Italien. In der Folge bildete sich in der Mitte dieses Jahrhunderts im mittelitalienischen Fabriano, das erste europäische Papiermacher-Zentrum heraus. Von dort gingen wichtige Verbesserungen für die Papierherstellung aus, wie das Wasserrad getriebene Stampfwerk für den Rohstoff und die Erfindung des Schöpfersiebes aus Metalldraht.

In einer Papiermühle waren große Räume und Arbeitsflächen Voraussetzung, um die Papierproduktion in allen Verarbeitungsgängen zu verwirklichen. Heute würde man sagen, es war jede Menge „Manpower“ angesagt.
Bild (Wikipedia)

Die erste Papiermühle in Deutschland wurde 1390 von dem Nürnberger Handelsherrn Ulman Stromer in Betrieb genommen. Er hatte eine alte Kornmühle zu einer Papiermühle umbauen lassen, die mit Wasserradantrieb arbeitete. Das Prinzip der Papierherstellung in Mitteleuropa beruht darauf, dass der Papiermacher mit Schöpfrahmensieben dünne Schichten aus dünnflüssigem Papierbrei aus der Bütte absiebte und dieser anschließend gepresst, geleimt und getrocknet wurde.

Ein bedeutender Teil der Ausgangsmaterialien für 
die frühe europäische Papiererzeugung bestand aus Hanffasern, Flachsfasern (Leinen) und Nesseltuch.
Die Papiermühlen kauften die erforderlichen Hadern von den für sie arbeitenden Lumpensammlern. 
 

Lumpensammler in Paris - Eugène Atget, Public domain, via Wikimedia Commons
Lumpensammler in Paris
Fotografie von Eugène Atget, 1899

Der Buchdruck 
Die epochale Erfindung der Buchdruckkunst durch Johannes Gutenberg im 15. Jahrhundert hätte ohne den Bedruckstoff Papier nicht ihren Anfang finden können. Von daher gesehen, mit der rechtzeitigen Papierherstellung, waren alle Voraussetzungen gegeben, um Bücher zu drucken und zwar in den gewünschten Auflagen. 


Scriptorium (Schreibstube) Buchherstellung vor Gutenberg. Um eine Antwort zu erhalten, reisen wir in das Mittelalter zurück zu den alten Klöstern. Nur ausgewählte Mönche durften darin arbeiten. Wichtig war eine schöne Handschrift, Zeichentalent und handwerkliches Geschick. In monatelanger Handarbeit wurden hier die Bücher von den Mönchen mit Feder und Tinte kopiert, bebildert und zusammen genäht.

Quelle Wikipedia: Bearbeitung und Fotos Werner Marx