Mutter Ey


Eine herausragende Frau ihrer Zeit! 

Johanna Ey, geb. Stocken, geboren am 4. März 1864 in Wickrath, gestorben am 27. August 1947 in Düsseldorf 
(Bleistiftzeichnung: HuVV Wickrath)

Johanna Ey war keine Schönheit – Korpulent, aber mit wachem Geist. Sie war kunstsinnig und 
geschäftstüchtig – dabei immer mit Herz und viel Sympathie bei der Sache. 

Sie führte ein wahrlich Hollywood-reifes Leben mit Höhen – sie war DIE Galeristin des Jungen Rheinland, befreundet mit Max Ernst, Otto Dix und vielen anderen bekannten und interessanten Künstlern:

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Mutter Ey - Bleistiftzeichnung: HuVV Wickrath

Johanna Ey stammte aus einfachen Verhältnissen und wagte es als neunzehnjährige aus der Ortschaft Wickrath nach Düsseldorf zu ziehen. Sie war mit dem Braumeister Robert Ey verheiratet und hatte mit ihm zwölf Kinder. Acht davon starben in jungen Jahren. 
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Ehe unerträgliche und zerbrach. Johanna Ey war eine der ersten Frauen Deutschlands, die sich scheiden ließen. Es gab zur damaligen Zeit für eine geschiedene Frau keine Unterhaltszahlung. Sie war mit ihren vier Kindern gezwungen, ihren Unterhalt selbst zu verdienen. Eine fast aussichtslose Situation, sie hatte nichts gelernt. Was sie aber konnte, einen Haushalt führen. Sie ergriff die Gelegenheit und pachtete eine Bäckerei in der Ratinger Straße und entwickelte ihr eigenes Geschäftskonzept: Sie buk nicht nur Brot und Brötchen zum Verkauf. 

Backwarenhandlung von Mutter Ey (Ratinger Straße 45) und Johanna Ey mit Josef Haubrich und Museumsdirektor Klug in Köln (1928) 
Ihre Bäckerei lag in der Nähe der Kunstakademie. Die Kunststudenten die meist in einem Zimmerchen zur Untermiete wohnten, hatten keine Küche. Sie erkannte ihre Chance und verkaufte belegte Brote und Kaffee. Die Künstler erhielten ein gutes Frühstück und viele kamen auch zur Mittagszeit und zum Abendessen.
So kam Johanna Ey mit der Kunstwelt in Berührung und bald begann sie, die Werke der befreundeten Künstler in den Räumen der Bäckerei auszustellen. Allmählich verkauften sich die Bilder und ihr Leben veränderte sich grundsätzlich.

Sie wurde zur wichtigsten Galeristin der Kunstbewegung „Das Junge Rheinland“.

Sie zog aus der Bäckerei aus und eröffnete eine „echte“ Galerie – aber belegte Brötchen und Kaffee gab nach wie vor.

Immer wenn es einem ihrer „Schützlinge“ finanziell schlecht ging, bot sie – wie eine gute Mutter – an: „Mal mich, ich bezahle Dich dafür.“

Johanna Ey


Einer ihrer „Schützlinge“ war Otto Dix. Er kam als junger und unbekannter Maler nach Düsseldorf und hatte eine produktive Zeit hier. Im Schnitt malte er zwei Bilder pro Woche. Aquarelle – die verkauften sich leichter als Ölgemälde. Für den Verkauf war – natürlich – seine Galeristin Mutter Ey da – die er selbstverständlich auch malte. 
Weitere ihrer Schützlinge haben Weltruhm erlangt – Max Ernst und Otto Pankok sind wohl die bekanntesten. 
Doch unter den Nationalsozialisten erging es ihr ebenso wie den Malern des jungen Rheinlands, schlecht: Der Malstil war zur entarteten Kunst erklärt worden. 

Textfassung Werner Marx: Quellen: Wikipedia und www.duesseldorf entdecken
Fotos: Wikipedia; Statue Mutter Ey Wickrath: Bodoklecksel, CC BY-SA 4.0 , via Wikimedia Commons