Anton Kieven in seinem Schreibwarengeschäft am Wickrather Markt.
Ein Mann der in Wickrath sehr bekannt war. Auch heute erinnern sich noch ältere Semester, dass sie bei Toni Kieven ihre Schulhefte gekauft haben. Was schon vergessen ist: die Schulanfänger schrieben in den 60er Jahren zu Anfang auf einer Schiefertafel, Schwamm und Läppchen gehörten dazu. Toni Kieven war gelernter Buchbinder. Nach dem Krieg wurden beschädigte Bücher wieder verleimt und gebunden. Auch Bilderrahmungen standen auf dem Programm.
Gelöbnis von Anton Kieven – „wenn ich heil aus dem Krieg zurückkomme, pilgere ich jedes Jahr, am 1. Mai, nach Heiligenpesch in Hehn, zur Gnadenkapelle“. Mit einer Verwundung kam er aus Russland zurück. Seine Taschenuhr rettete ihm das Leben. Solange er dazu in der Lage war pilgerte er mit seiner Familie zur Wallfahrtsstätte.
Das begann im Jahre 1952 als seine Kriegsverletzung abgeklungen war. Man bewältigte anfangs den gleichen Weg hin und zurück, Sehr beschwerlich, für die Kinder. Später, als man über Fahrzeuge verfügte, nahm man das Auto für den Heimweg. Es wurden Butterbrote geschmiert, die man in Hehn, in der Gaststätte Huppertz verzehrte. Was heute nicht mehr denkbar ist, die Wirtin stellte den Kaffee bereit und nur dieser kam auf die Rechnung. Als ich 1965 nach Wickrath kam, war ich selbstverständlich mit von der Partie.
Selbstverständlich wurde auf dem ganzen Pilgerweg der Rosenkranz gebetet und wurde auch schon mal unterbrochen.: „heilige Maria Mutter Gottes, bitte für uns – kick ens, do löp ne Has, - Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes, Amen“!
Der Pilgerweg begann am Marktplatz in Wickrath und führte über den Günhover Weg, vorbei am Günhover Höffke, heute ein großer landwirtschaftlicher Betrieb. Dann ging es weiter, vorbei an der Pfarrkirche St. Matthias Günhoven, heute eine Grabeskirche; über die Viehstraße, durch eine kleine Siedlung im Wald, nach Kothausen. An der Kapelle St. Antonius und St. Rochus wurde eine Pause zum Verweilen eingelegt. Am Ortsausgang, an einer scharfen Rechtskurve, führte ein auch heute noch naturbelassener Feldweg nach Heiligenpesch, zum Ziel. Von weitem sah man den Kirchturm der Pfarrkirche Mariä Heimsuchung Hehn.
Kapelle St. Antonius und St. Rochus MG Kothausen, Denkmal Nr. K 034. Erbaut wurde sie im 18. Jahrhundert. In der Kapelle ist eine Denkmaltafel mit den Namen der Vermissten und Verstorbenen der beiden Weltkriege angebracht.
Anton Kieven bekam schon früh gesundheitliche Probleme, schweren Herzens, musste er von seinem Gelöbnis Abschied nehmen.
Hehn als Wallfahrtsort – aus dem Buch „Heimat“ M.Gladbach 1926
Die Ortschaft Hehn besteht seit alter Zeit aus dem Gladbacher und dem Hardter Hehn. Am Ende des Gladbacher Hehn lag ein aus Buchen und Linden bestehendes, dichtes Gebüsch. Man nannte es den „Heiligen Pesch“, vielleicht deshalb, weil hier im stillen Gehölze ein einfaches Kreuz stand, vor dem die Leute zu beten pflegten. Am Ende des 16. Jahrhunderts entdeckte der Ackersmann Herr im heiligen Pesch auf einem Buchenstumpfe ein Marienbild, brachte es zur Abtei Gladbach und bat die Mönche, es zur Verehrung auszustellen. Auf Anregung des Abtes Vitus Ulricus wurde das Bild in Hehn in einer kleinen, hölzernen Kapelle untergebracht und bald von Einzelpilgern und Prozessionen besucht. Das mehrmals erneuerte Kapellchen wurde in der Franzosenzeit zerstört. Nach dem Abzuge der Franzosen erbauten die Hehner an der selben Stelle ein Kapellchen aus Fachwerk und stellten das Muttergottesbild wieder auf. Im Jahre 1870 wurde an Stelle der Fachwerkkapelle die jetzige Wallfahrtskirche errichtet.
Die Gnadenkapelle ersetzt eine ältere Fachwerkkapelle am „hl. Pesch“, seit dem 16. Jahrhundert Wallfahrtsort. Die heutige Kapelle stammt aus den Jahren 1870/71 und steht in baulichen Zusammenhang mit der Pfarrkirche Mariä Heimsuchung (1851/51).
Die der Kirche vorgelagerte Marienkapelle, die das Mittelstück des Kirchenbaus aufgreift, markiert den Punkt, an dem die Hehner Marienverehrung Mitte des 16. Jahrhunderts begann.
Das Innere der Kapelle wird geprägt von einer hölzernen Muttergottesstatue, sieben bunten Glasfenstern, die die biblische Geschichten erzählen, und vor allem von den hinterlassenen Zeugnissen zahlreicher Pilger, die hier in Sorgen und Fragen Kraft und Mut geschöpft haben.
Die Grotte der 14 Nothelfer am Wallfahrtsort
Die Hehner Grotten stehen im Stadtteil Hehn in Heiligenpesch. Sie sind Teil des Wallfahrtortes, der seit dem 16. Jahrhundert die Pilger anzieht. Die Grotten-Anlage aus Tuffstein wurde zwischen 1894 und 1895 erbaut. Sie besteht aus drei Grotten: der Rochusgrotte, der Lourdesgrotte und der Grotte der 14 Nothelfer. Geschichtsdaten: Wikipedia
Das außergewöhnliche Bauensemble steht seit dem 2. Juni 1987 unter Denkmalschutz.
Rosenkranz beten
Der Rosenkranz kann heute als die am weitesten verbreitete katholische Andachtsform angesehen werden“. Andere Andachtsformen – zum Beispiel das Angelusgebet („Engel des Herrn“), die eucharistische Anbetung, der Kreuzweg, Litaneien oder die Herz-Jesu-Verehrung – stehen in der Beliebtheitsskala deutlich hinter dem Rosenkranz.
Foto aufgenommen am 20. August 1933 vor der Mariengrotte aus Tuffstein am Eingang zum alten katholischen Friedhof in Wickrath.
Mit den genannten traditionellen Frömmigkeitsformen können viele junge und nicht mehr ganz so junge Katholiken „wenig anfangen“. Diese Gebetsformen werden immer seltener praktiziert.
Das gilt auch für den Rosenkranz, was unter anderem daran liegen dürfte, dass der Rosenkranz ein meditatives Gebet ist. Eines, das den Geist zur Ruhe bringt, darin durchaus vergleichbar mit einem Mantra, das ja ebenfalls ständig wiederholt wird. Wobei der Rosenkranz den großen Vorteil hat, dass man den Rosenkranz in der Hand hält, und die 59 Perlen mit den Knoten das Kreuz spüren und bewegen kann.
Für das Rosenkranzgebet muss man sich Zeit nehmen; Zeit hat man im Alter, nicht in seinen jungen Jahren; und „gegrüßet“ wird Maria. Als Vorurteil gilt, Marienverehrung sei ja angeblich reine Frauensache! Die heutige Form des Rosenkranzes ist 600 Jahre alt und war auch immer eines, das in schweren Zeiten Trost und Zuflucht bot. Not lehrt Rosenkranz beten. In Kriegen, bei schweren Krankheiten und Todesfällen. Entbehrlich scheinbar, solange es uns gut geht.
Der Rosenkranz ist ein Schatz, den man gut bewahren sollte. Und ein Schatz liegt nun mal nicht im Sonderangebot im Supermarkt herum; er ist verborgen, man muss ihn suchen, finden, ausbuddeln, bevor er einen reich macht. Quelle: Kirche + Leben
In Herz Jesu Wickrathhahn
kommen im Oktober, Donnerstags um 17.00 Uhr, regelmäßig zwischen zehn und fünfzehn Gläubige, die den Rosenkranz beten. In der Fastenzeit, Freitags um 17.00 Uhr, trifft man sich zur Kreuzweg Andacht. Wie schon angedeutet sind es Seniorinnen und Senioren. Man kann nur hoffen, das das Rosenkranz-Gebet nicht verloren geht.