Bongert oder Obstgarten
... heute nur noch selten zu finden.
Bongert, am Niederrhein der Begriff für Hof nahe angelegte Obstgärten, die meist das gesamte bäuerliche Anwesen mit einer Hecke umschlossen. Meistens wurde dieser Hofraum als Auslauf für das Stall-Vieh genutzt. Aber auch Kälber weideten auf der Grasfläche der Obstwiese. Die hochstämmigen Obstbäume, waren klassische Obstsorten wie Süßkirschen, Pflaumen, Birnen und alte Apfelsorten, wie Sternrenette, Berlepsch, Boscop, weißer Klarapfel und Cox Orange.
Schon seit dem Mittelalter gab es eine große Vielfalt an Kulturobstsorten. Zudem wurden am Niederrhein Walnuss, Haselnuss oder Esskastanie angebaut.
Viele Bauerngehöfte hatten im Torbereich einen Walnussbaum. Der Ertrag der Baumgärten war je nach Größe vor allem zur Deckung des häuslichen Eigenbedarfs bestimmt und stellte eine heute kaum noch zu ermessende Bereicherung des täglichen Speiseplans dar. Bei guter Ernte wurde das Obst auch ab dem Hoftor verkauft. Heute gibt es vielfach Bauernläden, die auch Bioprodukte zum Verkauf anbieten.
Das Pflücken der hochstämmigen, zum Teil schon sehr alten Bäumen, war nicht ohne Risiko. Es kamen große Holzleitern zum Einsatz. Die nur mit zwei Personen aufgestellt werden konnten. Das Umsetzen der Leiter erforderte große Kraft und Geschick. Leider gab es oft Stürze, mit zum Teil fatalen Folgen.
In manchen Dörfern hat man die alten Bongerte belassen. So bilden die Streuobstwiesen wichtige Kleinbiotope und somit einen Rückzugsort für diverse geschützte Tier- und Pflanzenarten.
Teilweise kann man demnach nur noch von Relikten der ehemaligen Bongerte sprechen. Wie Obstbäume und Haushecken gehören die Bongerte traditioneller Weise zu jedem älteren niederrheinischen Gehöft und bestimmen entscheidend die Eigenart des Landschaftsbildes. Besonders im Frühjahr entfalten die in Blüte stehenden und oft knorrig gewachsenen Gehölze ihre wunderschöne landschaftliche Wirkung. Die Landespflege ist daher stark bemüht überalterte Bestände zu ergänzen und verschwundene Obstsorten wieder zu begründen.
Bild und Text: Werner Marx