1945 - Kriegsgefangene ... 

... im Wiesengrund in Wickrathberg

Die Lagersituation in Wickrathberg, war ähnlich wie im Kriegsgefangenen Lager in Rheinberg. Aus diesem Lager ist mein Vater total abgemagert nach Hause zurückgekehrt. Es hat Wochen und Monate gedauert bis mein Vater wieder ein ansehnlicher Mann war. Foto W. Marx - Plakette Wikipedia

Dieses heute friedlich da liegende, weitläufige Gelände war das Kriegsgefangenenlager Wickrathberg, auch "Wiesenlager“ genannt. Es befand sich zwischen Wickrathberg und Hochneukirch, mit einer Gesamtfläche von ca. 3 km², auf der, von Ende April bis September 1945, zwischen 100.000 und 150.000 ehemalige deutsche Soldaten gefangen gehalten wurden.

Die Toten wurden zunächst auf einem „Lagerfriedhof“ bestattet, der am Ortsanfang von Wanlo lag. Erst nach der Errichtung des Ehrenfriedhofes in Wickrath, wurden die gefallenen Soldaten umgebettet. Kriegsgefangenenlager Wickrathberg 1945 Herbert Reiners

Der Ehrenfriedhof befindet sich am Adolf-Kempkes-Weg in Mönchengladbach - Wickrath. Er liegt in Anbindung am städtischen Friedhof Wickrath. Auf dieser Kriegsgräberstätte ruhen 318 deutsche Kriegstote. In dieser Zahl sind die 226 Kriegstote aus dem Kriegsgefangenenlager in Wickrathberg enthalten. Sie haben auf diesem Friedhof ihre letzte Ruhe gefunden.

"Leiden zu lindern, Wunden zu heilen, aber auch Tote zu ehren, Verlorene zu beklagen, bedeutet Abkehr von Hass, bedeutet Hinkehr zur Liebe, und unsere Welt hat die Liebe Not." Paul Löbe 1922 im Berliner Reichstag Fotos: Werner Marx

Obwohl das Kriegsgefangenenlager Wickrathberg nur sechs Monate existierte, hat es tiefe Narben hinterlassen. Die Versorgungslage der gefangenen Soldaten war völlig unzureichend. Die umliegende Bevölkerung tat trotz des eigenen Mangels alles, um die Not der Gefangenen etwas zu lindern. Trotz dieses Mangels, gab es erstaunlich wenig Todesfälle in dieser Zeit zu beklagen, nur 226 Tote. 

Das Wohnhaus des Gördshofs, das mitten im Lager lag, im Hintergrund das Nachbargebäude. Der Raum zwischen beiden Gebäuden war damals mit hoch getürmten Lebensmittelkisten voll ausgefüllt. Aus den Fenstern des Gördshofes wurden die Weißbrote heraus gereicht, wenn es Verpflegung gab. Von hier aus setzten sich die endlosen Kolonnen in Bewegung, die, Karawanen gleich, in die einzelnen Camps im gleichmäßig müden Trott mit ihrer schweren Last schwankten.

Der Goerdshof heute, fast 80 Jahre nach dem Gefangenen-Lager Wickrathberg
Der Goerdshof heute, fast 80 Jahre nach dem Gefangenen-Lager Wickrathberg, ein gepflegtes Anwesen, leider immer mehr durch Industrieansiedlung eingeengt. Foto: Werner Marx

Landwirt Carl Coenen, der Besitzer des Hofes inmitten des ehemaligen Lagers Wickrathberg, erzählt vom Frühjahr 1945, als eines Tages amerikanische Soldaten Pfähle in die Erde rammten, einen Stacheldraht zogen, der die beiden Bauern besorgt und bedenklich machte. Damals sagte Herr Coenen zu seinem Nachbarn: „Du, ich glaube, wir werden hier eingeschlossen, wenn wir man nicht räumen müssen.“
Sie mussten samt Habe und ihrem Vieh räumen, konnten aber wenige Monate später zurück kehren.

Aus dem Buch „Das war Wickrathberg“ von Hansheinrich Thomas und Hans Hofmeister, 1950.

 

Brief des Oberpfarrers Matthias Lindt aus dem Archiv HuVV Wickrath

Ehemaligentreffen in Wickrathberg 2013

Am Samstag, den 16.11.2013 (Volkstrauertag) trafen sich um 14:00 Uhr auf Einladung des Vereins für Heimat- und Denkmalpflege ehemalige Kriegsgefangene zum 8. Ehemaligentreffen im evangelische Gemeindehaus in Wickrathberg, die vor 68 Jahren unfreiwillig hier im Kriegsgefangenenlager gefangen waren. Nach der Eröffnung der Veranstaltung durch den VHD-Vorsitzenden Karl-Heinz Reinhard begrüßte auch Dr. Günther Krings (MdB) die Gäste. Es wurde auch eine Ausstellung von Sam Ludwig mit Requisiten aus der damaligen Zeit angeboten. 

Die Ehemalige von links nach rechts: Herr Weuthen, Herr Ludwig, Herr Jessen, Herr Franken, Herr Therstappen, Herr Meyer, Herr Erdweg sowie Herr Sieckmann. Foto: Heinz-Josef Katz 
Die Ehemalige von links nach rechts: Herr Weuthen, Herr Ludwig, Herr Jessen, Herr Franken, Herr Therstappen, Herr Meyer, Herr Erdweg sowie Herr Sieckmann. Foto: Heinz-Josef Katz 
Der Volkstrauertag gehört zu den "stillen Feiertagen". Seit 1922 erinnert er zwei Sonntage vor dem ersten Advent an die Opfer von Kriegen und Gewalt. (Foto: Karl-Heinz Habrich)
Volkstrauertag 2023

Das Foto zeigt die Teilnehmer an der Gedenkfeier zum Volkstrauertag am 18. November 2023, auf dem Ehrenfriedhof in Wickrath. In diesem Jahr findet die Gedenkfeier am Sonntag, dem 15. November, um 16.30 Uhr, statt. Treffpunkt ist der Parkplatz am Friedhof Adolf-Kempken-Weg in Wickrath. Von dort ziehen die Teilnehmer/innen geschlossen zur Gedenkstätte. 

Denkmal auf dem Weg von Wickrathberg nach Hochneukirch
Foto W, Marx
Kriegsgefangene im Lager Rheinberg gruben sich als Schutz vor der Witterung Löcher in die Erde. Fotografie US-Armee, 3. Mai 1945.
(Quelle: National Archives Washington, DC, III-SC-206200).

Das Denkmal steht auf dem Weg von Wickrathberg nach Hochneukirch und hat einen Parkplatz mit einem Blick auf das ehemalige Gefangenen Lager. Heute wird die Fläche des ehemaligen Lagers wirtschaftlich genutzt und das sollte auch in Zukunft so bleiben.

Anekdote 
Als wir im Druckhaus B. Kühlen Mönchengladbach das Buch von Herbert Reiners gedruckt haben, war ich involviert, und fand im Buch unter den jüngsten Kriegsgefangenen den Namen von Josef Pauen aus Schiefbahn, den ich persönlich kannte. Er war nach seiner Entlassung Chorleiter des Jugend-Singkreises an St. Hubertus Schiefbahn. In seiner Gefangenschaft machte er aus Apfelsinenkisten ein Schachbrett und schnitzte die dazu gehörigen Figuren. Viel später habe ich ihn gefragt, ob er die Figuren noch hätte? Nein, war seine Antwort, nur eine davon habe er für sich behalten. Inzwischen ist Josef Pauen im hohen Alter von 93 Jahren gestorben.